"Wenn Sichtbarkeit Angst macht – Umgang mit Unsicherheit als queerer Mensch"
- Bernhard Dünser Cafe am Waldrand
- vor 1 Tag
- 2 Min. Lesezeit
Ein Blogbeitrag von Bernhard, deinem GayCoach
Es gibt Tage, da spüre ich sie in meinem Körper – diese Mischung aus Anspannung und Unsicherheit. Nicht, weil ich mich schäme, wer ich bin. Sondern weil die Welt da draußen manchmal laut, aggressiv und ablehnend erscheint. Gerade jetzt, in Zeiten politischer Unsicherheit, wachsender Polarisierung und öffentlicher Debatten, die oft wenig Raum für Vielfalt lassen, melden sich Ängste. Auch bei mir. Auch bei vielen meiner Klient*innen.
Wenn du das kennst – dieses Ziehen im Bauch, das Zögern beim Händchenhalten in der Öffentlichkeit, die innere Alarmanlage beim Coming-out im Job – dann bist du nicht allein. Und du bist nicht falsch.
Warum wir Angst spüren – und warum sie auch Sinn macht
Angst ist nicht dein Feind. Sie ist ein uralter Mechanismus, der dich schützen will. Und ja: Queere Menschen haben über Generationen gelernt, vorsichtig zu sein. Unsere Biografien sind oft geprägt von Zurückweisung, Heimlichkeit und dem Wunsch, einfach sicher zu leben. Wenn sich heute politische Stimmen gegen queere Rechte richten, ist es kein Wunder, dass alte Ängste zurückkommen.
Doch: Wir müssen der Angst nicht das Steuer überlassen.
Was du tun kannst, wenn die Welt unsicher wirkt
Hier ein paar Impulse, die ich meinen Klient*innen und mir selbst immer wieder mitgebe:
Benenn deine Angst – gib ihr Raum
Sag dir ehrlich: "Ich habe Angst." Nicht, um dich in ihr zu verlieren, sondern um zu erkennen, dass sie da ist. Manchmal hilft ein einfaches Tagebuch, ein Gespräch mit Freund*innen oder das Schreiben eines Briefs an dich selbst: "Ich spüre Angst, weil..."
Such dir Sicherheit – aktiv und bewusst
Wo fühlst du dich sicher? Bei welchen Menschen? An welchen Orten? Sicherheit ist keine Schwäche – sie ist dein Fundament. Baue dir bewusst deine „Safe Spaces“: queere Netzwerke, digitale Räume, vertraute Beziehungen.
Körperarbeit hilft
Angst sitzt oft im Körper. Atmen. Bewegen. Spüren. Techniken wie Bodyscans, Meditation oder bewusste Bewegung helfen, das Nervensystem zu beruhigen. Du darfst dich entspannen, selbst wenn die Welt draußen tobt.
Grenzen setzen – für deinen Selbstschutz
Du musst nicht jede Diskussion führen. Nicht jedes Unrecht kommentieren. Nicht immer „sichtbar“ sein. Sichtbarkeit ist politisch, ja – aber sie darf auch freiwillig sein. Du entscheidest, wo und wie du dich zeigst.
Verbinde dich mit anderen
Solidarität ist ein starkes Gegenmittel gegen Angst. Wenn wir uns zusammentun – in Gesprächen, Projekten, Aktionen – entsteht Mut. Du bist nicht allein. Und du musst es auch nicht allein tragen.
Hol dir Unterstützung
Ob in der Community, durch Therapie oder im Coaching: Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich begleiten zu lassen. Im Gegenteil – es ist mutig. Und es kann sehr entlastend sein, mit jemandem zu sprechen, der weiß, wie sich Unsicherheit anfühlt.
Zum Schluss: Du bist richtig. Jetzt. Genau so.
Angst zeigt uns, was uns wichtig ist. Unsere Freiheit. Unsere Würde. Unsere Liebe. Es braucht Mut, sich dem Leben zu stellen – mit offenem Herzen, trotz allem. Aber genau dieser Mut ist es, der die Welt verändert.
Und genau diesen Weg begleite ich gerne mit dir. Schritt für Schritt. In deinem Tempo. Mit Raum für alles, was da ist: Angst, Sehnsucht, Kraft, Stolz.
Bleib dir treu – und wenn du magst: Schreib mir. Ich bin da.
Dein Bernhard – der GayCoach 🏳️🌈

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